Lockruf zur Darmspiegelung: „Ich geh da hin!“

Der Bund niedergelassener Gastroenterologen (BNG) wird mit seiner Kampagne „Ich geh da hin!“ zur endoskopischen Darmkrebs-Früherkennung nun auch auf Facebook aktiv. Das ist nachvollziehbar, aber ist die Maßnahme auch gelungen?

Die Darmspiegelung (Endoskopie) wird von Magen-Darm-Spezialisten als effektivste Methode zum Aufspüren und Entfernen von Krebsvorstufen angesehen. Jeder gesetzlich Versicherte ab dem 55. Lebensjahr hat daher einen Anspruch auf die Leistung. Allerdings nehmen nach wie vor zu wenige Menschen an diesem Früherkennungsprogramm teil. Deswegen setzt der BNG nun auch auf Facebook und erhofft sich virale Effekte und zusätzliche Reichweite für seine Argumente. Da stellt sich doch gleich die Frage, ob die anvisierte Zielgruppe überhaupt in nennenswertem Umfang auf Facebook vertreten ist?

Laut allfacebook.de waren zum Jahresbeginn 2011 gut 360.000 User in der Altersklasse zwischen 55 und 64 Jahren auf Facebook aktiv. Zählt man alle User im Alter von 65 Jahren und darüber hinzu, sind es kumuliert ungefähr 570.000. In Relation zur Größe der Zielgruppe insgesamt ist das nicht eben viel. Da der BNG aber schon in der Vergangenheit viel übers Internet zu erreichen versuchte, ist die Facebook-Präsenz nur konsequent.

Dieselbe Konsequenz würde man sich auch bei den Inhalten wünschen. Die aber setzen sich aus sattsam bekannten Motiven und Pressetexten zusammen, die wortgleich in alle möglichen Kanäle eingespeist werden. So vermeldet der BNG kurioserweise auch, dass die Gastroenterologen Herrn Professor Riemann ehren; das ist zwar schön für den Geehrten, aber die Meldung dürfte kaum jemanden von der Notwendigkeit einer Darmspiegelung überzeugen. Medienadäquate Inhalte fehlen gänzlich. Und als Nötigung empfinde ich es geradezu, dass man Einträge nur als Fan der Seite kommentieren kann.

Die Aktion ist ein Beispiel dafür, dass man eine gelungene Web 2.0 Kampagne nicht so nebenher auf die Beine stellt; ganz nach dem Motto: Die Inhalte liegen doch herum, stellen wir sie halt auch auf Facebook. Wie könnte man es anders machen? Aus dem Stegreif würde ich sagen: Menschen aus Fleisch und Blut in Position bringen, kontroverse Fragen aufgreifen, Kommentarmöglichkeiten schaffen, Diskussionen anstoßen und Inhalte jenseits der üblichen Pressearbeit anbieten. Sonst werden zu den 151 Fans (seit 21. April) – die mehrheitlich wohl von Partnerorganisationen und BNG-Mitgliedern stammen –  nicht viele hinzukommen.

„Ich geh da hin!“ im Web

„Ich geh da hin!“ auf Facebook


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