Mit dem iPad zur iSchulter – eine Gefahr für den Tablet-Boom?

Beitrag als Podcast


Haben Sie schon mal einen Tablet-PC in der Hand gehabt? Irgendwie unhandlich, finde ich. Wie ich das Ding auch drehe und wende – die Entspannungssituation, in der uns Springer-Chef Mathias Döpfner einst seine Apps genießen lassen wollte, sie will sich bei mir einfach nicht einstellen.

Mit gesenktem Haupte vor dem iPad

Um das Tablet wie ein Tablett zu halten, muss ich meine linke Hand bis zum Anschlag verdrehen. Um es auf dem Schoß zu bedienen, muss ich Kopf und Nacken weit nach unten neigen. Halte ich das Tablet schließlich mit der linken Hand, macht sich bald sein Gewicht bemerkbar, und ich beginne zu wackeln. So oder so – nach einiger Zeit rebelliert immer irgendein Muskel gegen die Zwangshaltungen. Liegt das alles nur an mir? Wohl nicht, denn eine aktuell veröffentlichte Studie scheint mich in diesen Erfahrungen zu bestätigen.

Die Autoren untersuchten darin, welche Körperhaltung iPad- und Xoom-Nutzer bei typischen Aktivitäten wie Surfen oder Mailen einnehmen. Es zeigte sich, dass sie Kopf und Nacken deutlich mehr nach vorne neigen als etwa beim Gebrauch eines Desktop-PC oder Laptops. Ein Grund dafür ist, dass Tablets oft auf dem Schoß abgelegt werden, ein anderer, dass man den Monitor nicht gegen die virtuelle Tastatur verstellen kann und so immer einen Kompromiss zwischen Blickwinkel und Bedienbarkeit suchen muss.

Nun wissen Ergonomie-Forscher, dass sich die beschriebenen Fehlhaltungen auf den Bewegungsapparat auswirken. Über kurz oder lang drohen Verspannungen in Nacken und Schultern. Und das könnte drastische Konsequenzen haben.

Steife Nacken, verspannte Muskeln

Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein Heer an Tablet-Nutzern, die mit schmerzverzerrtem Gesicht den Kopf rollen und verzweifelt ihre Muskeln kneten. Ich sehe Ärzte, die nach der Maus-Hand und dem SMS-Daumen weitere medienbezogene Krankheitsbilder wie den iNacken und die iSchulter diagnostizieren. Und ich sehe spezielle Therapieformen wie die iPhysiotherapie entstehen, deren Kosten die Krankenversicherungen in den Ruin treiben.

Wird hier nicht rechtzeitig gegengesteuert, lösen sich womöglich die ganzen Wachstumsprognosen von Tablet-Industrie und Medienunternehmen in Luft auf. Ich glaube daher, dass wir eine ergonomische Art der Tablet-Nutzung brauchen; eine, die Verspannungen am besten gar nicht erst entstehen lässt. Aber wie könnte die aussehen?

Döpfners Entspannungssituation

Vielleicht so, dass schon während dem Surfen, Mailen oder Video-Schauen der Partner oder die Partnerin zugreift und die Muskeln lockert – eine präventive Massage sozusagen. Die Frage „Schatz, wollen wir surfen?“ könnte in diesem Zusammenhang eine Bedeutung gewinnen, die weit über den puren Medienkonsum hinausgeht. Und vielleicht hatte Döpfner ja so was vor Augen, als er über die Entspannungssituation schwadronierte.


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