Online-Apotheken – Vorsicht vor schwarzen Schafen

Beitrag als Podcast


Liebe Leserinnen und Leser,

haben auch Sie schon mal eine Bestellung bei einer Versandapotheke aufgegeben? Wenn ja, dann sind Sie in guter Gesellschaft. 16 Millionen Kunden sollen im vergangenen Jahr Arzneimittel, Pflege- und Kosmetikprodukte geordert und der Branche einen Umsatz von 1,4 Milliarden €  beschert haben. Im Vergleich zu den 45,5 Milliarden €, die im Apothekenmarkt insgesamt umgesetzt wurden, ist das zwar noch wenig, aber Insider rechnen mit weiterem Wachstum. Schließlich locken die Versandapotheken mit günstigen Preisen, einfacher Online-Bestellung und Lieferung ins Haus. Ob diese Annehmlichkeiten auch beim Kunden ankommen oder nur Marketing-Prosa sind, ließ jetzt das Nachrichtenmagazin n-TV untersuchen.

Durchwachsene Servicequalität, unterschiedliche Preise

Ein von n-TV beauftragtes Unternehmen – das Deutsche Institut für Servicequalität – verglich dazu 21 Versandapotheken im Hinblick auf Inhalte und Sicherheit des Internetauftritts, Beratungskompetenz, Versand- und Retourenmodalitäten, Medikamentenpreise und Versandkosten. Das Ergebnis des Vergleichs ist nicht allzu überraschend. 

Kurz gesagt, es gab Anbieter mit guten und weniger guten Websites und mit gutem und weniger gutem Service. Diese Erfahrung machen Verbraucher bei jeder Art von Versandhandel. Und dass sich die Produktpreise und Versandgebühren unterscheiden, dürfte kostenbewussten Käufern ebenfalls bekannt sein. Immerhin liefert der Vergleich noch kriterienbezogene Ranglisten und eine Gesamtrangliste. Die Verbraucher können sich daraus die besten Apotheken raussuchen, die Apotheken können sie als Bestätigung oder als Anlass zu Verbesserungen nehmen. So weit, so gut.

Versandapotheken als Einfallstor für gefälschte Medikamente

Was mir bei der Testveröffentlichung aber fehlt, sind Hinweise an die Verbraucher, wie man seriöse und unseriöse Versandapotheken unterscheiden kann. Der Arzneimittelmarkt ist in den vergangenen Jahren ein lukratives Ziel für Medikamentenfälscher geworden. Sie nutzen illegale Versandapotheken als Vertriebsweg für selbst produzierte Tabletten, Dragees und andere Darreichungsformen. Die Fälschungen sehen den Originalen oft täuschend ähnlich, enthalten unter Umständen aber Substanzen, die nach Art und Menge von denen des zugelassenen Medikamentes abweichen. Verbraucher müssen dann damit rechnen, dass ihre Medikamente nicht die erwünschte Wirkung haben oder sogar schädlich sind.

Nach Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation WHO ist bei illegalen Versandapotheken mittlerweile jedes zweite Medikament gefälscht.  Dabei werden nicht mehr nur Schlankheits-, Aufputsch- und Potenzmittel nachproduziert. Die Fälscher machen auch vor lebenswichtigen Medikamenten gegen HIV-Infektionen, Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen nicht halt.  Und der Vertrieb ist längst nicht mehr auf weniger entwickelte Länder beschränkt. 2011 wurden an den Außengrenzen der Europäischen Union gefälschte Produkteeinheiten im Wert von 27,6 Millionen € sichergestellt. 

DIMDI Sicherheitslogo für zugelassene Versandapotheken

Für Verbraucher heißt das, dass sie vor allem bei online bestellten Waren sehr genau auf die Seriosität des Versenders achten sollten.  Als besonders wichtiges Sicherheitskriterium gilt ein Logo des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information DIMDI. Nur behördlich registrierte und zugelassene Versandapotheken dürfen es auf ihrer Website führen. Durch einen Klick auf dieses Logo sollten Sie auf die Website des DIMDI gelangen, und zwar auf eine Unterseite, in der die Versandapotheke mit einer Internetadresse gelistet ist. Durch einen Klick auf diesen Link – und nicht über die Zurück-Funktion des Browsers – sollten Sie wieder auf die Website der Versandapotheke gelangen. Darüber hinaus findet sich auf der DIMDI-Website eine Übersicht aller registrierten Versandapotheken. 

Und schließlich hilft auch der gesunde Menschenverstand weiter. Wo ein Impressum fehlt, verschreibungspflichtige Medikamente ohne Rezept verschickt werden, die Beratungshotline nie erreichbar ist und die Preise unschlagbar niedrig sind, da darf man sich nicht wundern, wenn Tabletten mit Straßenfarbe lackiert wurden und giftige Lösungsmittel enthalten.

——————–

Quellen:

Pressemitteilung Bundesverband Deutscher Versandapotheken vom 28. Mai 2013
Pressemitteilung Bundesverband Deutscher Versandapotheken vom 14. Juni 2013
http://disq.de/2013/20130621-Online-Apotheken.html
http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs275/en/
http://www.aerzteblatt.de/archiv/81354/Arzneimittelfaelschungen-Hohe-kriminelle-Energie
Report on EU Customs Enforcement 2011, S. 24
BKA Broschüre Sicherer Online Arzneimittelkauf
http://www.dimdi.de/static/de/amg/var/apotheken/index.htm


Hinterlassen Sie einen Kommentar

Name (Pflichtfeld)

Webseite

captcha

Please enter the CAPTCHA text