Strategische Überlegungen eines Medizinjournalisten

Alle reden davon, manche haben es schon und ich frag mich, was es für meine Arbeit bedeutet – das iPad. Kein Zweifel, es gibt ja wirklich spektakulär aufbereitete Inhalte für diesen Tablet-PC. Als Medizinjournalist überlege ich mir daher, ob ich künftig noch von Texten leben kann oder zusätzlich Audio, Slideshows und Video-Clips anbieten muss?

Tablets als Zeitungen und Magazine der Zukunft

Die Analyse führt mich zunächst zu der Frage, wie viele Leser/User von medizinischen Inhalten die neuen Tablet-PCs im Allgemeinen beziehungsweise das iPad im Besonderen kaufen und nutzen werden. Valide Daten dazu habe ich bislang nicht gefunden. Im Mai 2010 prognostizierte die Statista GmbH für das laufende Jahr 500.000 Geräte, für 2011 nochmal 700.000 und für 2012 schließlich weitere 800.000.  Anscheinend waren es 2010 dann über alle Tablets hinweg doch nur 450.000 Geräte.  Auf Ärzte, Patienten und sonstwie medizinisch Interessierte werden davon noch nicht allzu viele entfallen.

Nun gut,  was nicht ist, kann ja noch werden. Außerdem: „Tablets sind die Zeitungen und Magazine der Zukunft“, gibt sich Matthias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende von Axel Springer, überzeugt.  Bejahen wir also die Frage, ob sich da ein Markt auftut.

Bleistift ade – ist das schon alles?

Damit schließt sich gleich die nächste Frage an: Wie reagieren die Fachverlage und –medien auf diesen Markt? Beispiel Springer: Der Verlag sieht „Möglichkeiten in der qualifizierten Arzt-Patienten-Kommunikation“ und schwärmt, dass „die Zeiten von Papier, Bleistift und anatomischem Modell“ vorbei seien.  Als eigene Entwicklung im medizinischen Bereich habe ich aber nur eine App für iPhone und iPad mit der Bilddatenbank Springer Images  (kostenlos) und eine für die Computertomografie des Herzens, die für rund 30 € angeboten wird, gefunden.

Die Ärztezeitung aus demselben Haus hat lediglich eine News-App im Programm  und berichtet ansonsten über Apps anderer Entwickler. Soweit ich das Angebot überblicke, handelt es sich meist um Praxissoftware. Wo bleibt da die viel beschworene Multimedialität, die iPad-Ästhetik? Vermutlich in anderen Unternehmen, in denen Geist und Geld für die Entwicklung vorhanden sind.

Also ein Versuch beim Wort- und Bild-Verlag: Der hat gerade ganz aktuell eine kostenlose App herausgebracht. Nicht besonders überraschend – es geht um die standortbezogene Suche nach Apotheken und Services rund um Arzneimittel, aber man hat sich schon konzeptionelle Gedanken gemacht und Datenbestände geschickt zusammengestellt.

Nun noch ein Blick zu den Krankenkassen: Der AOK-Bundesverband bietet eine iPhone-App an, mit deren Hilfe man online nach gesunden Kochrezepten suchen kann. Ach ja, und einen Gehaltsrechner. Die DKV schließlich hilft mit iPhone-Apps bei der Arztsuche.

Doch kein Markt?

Mit der qualifizierten Arzt-Patienten-Kommunikation oder der direkten Patientenansprache scheint es noch nicht weit her zu sein. Ob das nun schlecht ist für mich (doch kein Markt) oder gut (da gibt’s noch viel zu tun) kann ich noch nicht beurteilen. Aber es lohnt sich sicher dranzubleiben. Und multimediale Inhalte machen sich schließlich auch auf einer Website ganz gut.


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