Gut gemeint ist (manchmal) schlecht gemacht

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Viele Krebspatienten nehmen während der Chemotherapie zusätzlich „sanfte“ Heil- und Ergänzungsmittel ein. Im besten Glauben sich Gutes zu tun, schmälern sie dabei unter Umständen die Wirksamkeit oder Verträglichkeit der Krebsmedikamente.

Chemotherapeutika gegen Krebserkrankungen sind oft alles andere als gut verträglich. Sie können etwa zu Haarausfall, Müdigkeit oder Erbrechen führen und das Immunsystem schwächen. Vielleicht  denken Patienten gerade deswegen, dass sie ihren Organismus mit zusätzlichen, als sanft geltenden Rezepturen unterstützen sollten.

Eine aktuell veröffentlichte Studie zeigt nun, dass dies auch ältere Patienten gerne tun. Von den 545 Teilnehmern griff nahezu jeder fünfte während einer Chemotherapie zusätzlich zu Knoblauchpillen, Glukosamin-Präparaten, Leinsamenöl, Ginkgo-Extrakten oder Koenzymen wie zum Beispiel Q10. Was viele von ihnen offenbar nicht wissen: Die Einnahme dieser komplementärmedizinischen Präparate kann den Erfolg der Chemotherapie gefährden.

Die Inhaltsstoffe beeinflussen nämlich die Art und Weise wie Chemotherapeutika verstoffwechselt oder in die Zellen transportiert werden. Die verabreichte Dosis hat dann nicht mehr den erwarteten Effekt im Organismus. Entweder leidet die Wirksamkeit gegen die Krebszellen oder die Therapie wird schlechter vertragen.

Weiter bauten vor allem jene Patienten auf die Komplementärmedizin, deren Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten war. Von ihnen nahm fast jeder Dritte entsprechende Medikamente und Zubereitungen ein. Dies ist besonders tragisch, denn die Patienten schmälern damit die Wirksamkeit der Chemotherapie ausgerechnet in den frühen Stadien, in denen die Heilungschancen durch die Krebsmedikamente am besten sind.

Krebspatienten tun also gut daran, die eingangs erwähnten Präparate während einer Chemotherapie zu meiden. Dasselbe gilt unter anderem für Johanniskraut, Ingwer, Baldrian, Ginseng, Gelbwurz (Kurkuma), Echinacea, Ephedra, Soja, Rotklee, Pfefferminz und Grapefruit. Onkologen wünschen sich daher, dass Patienten mit ihnen sprechen, bevor sie alternativ- und komplementärmedizinische Maßnahmen ergreifen.

Maggiore, RJ et al. (2012), Use of complementary medications among older adults with cancer. Cancer. doi: 10.1002/cncr.27427
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cncr.27427/abstract


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